Von Wolfgang Weigert
Beim Erweiterungsbau des Hotels Forsters im Jahr 2012 konnte es der interessierte Betrachter erkennen: Auch schon im Mittelalter gab es Kanäle in Donaustauf. So war in der alten Marktmauer ein Durchlass eingebaut, in dem die Hinterlassenschaften der Bewohner in Richtung Donau abgeleitet wurden. Die derzeitigen Kanäle sind freilich jüngeren Datums und wurden in Donaustauf zum Großteil ab 1950 bis in die 1990-iger Jahre gebaut. Die Lebensdauer eines solchen Kanals wird in Fachkreisen mit etwa 50 Jahren veranschlagt, vorausgesetzt es erfolgt eine entsprechende Wartung, und kleinere Schäden werden umgehend behoben. Dafür müssen die Kanäle aber in regelmäßigen zeitlichen Abständen mit Spezialkameras befahren und von Spezialfahrzeugen gespült werden.
Die letzte Befahrung der Kanäle, die unter Bürgermeister Lauberger vor etwa 15 Jahren stattfand, führte zu dem Ergebnis, dass die Kanäle in einem besorgniserregenden Zustand sind. Daraufhin wurde richtigerweise ein Sanierungsplan aufgestellt und die Reparaturarbeiten an den Kanälen konnten beginnen. Mit der Übernahme des Bürgermeisteramts durch Jürgen Sommer im Jahr 2008 wurden diese Arbeiten weitergeführt. Nach etwa zwei Jahren verkündete Bürgermeister Sommer in einem Zeitungsbericht der lokalen Presse den erfolgreichen Abschluss der Kanalsanierung in der Marktgemeinde, pressewirksam ergänzt mit einem Foto, wo er mit weißem Kittel aus einem Kanal in der Baronstraße stieg. Für den Marktrat war das Thema damit abgehakt.
Was aber keiner wusste: Nur etwa 20% der erforderlichen Kanalsanierungsarbeiten waren zu diesem Zeitpunkt erledigt, die nicht ganz so drängenden Arbeiten am Kanal wurden bis dato sträflich vernachlässigt! Das damals für die Kanalsanierung beauftragte Ingenieurbüro bekam vom Rathaus die Anweisung, nicht weiter tätig zu werden. So führte das Kanalnetz in Donaustauf einen fast zehnjährigen Dornröschenschlaf. Das Erwachen leitete Geschäftsstellenleiter Stefan Unertl im Jahre 2019 ein, indem er eine erneute Kamerabefahrung des gesamten Kanalnetzes initiierte. Eigentlich war von Bürgermeister Sommer angedacht, die ersten Ergebnisse der Untersuchung erst in der Bürgerversammlung 2020 (nach der Wahl!!) vorzustellen. Auf Antrag der CSU-Fraktion erfolgte die Information über den Zustand der Kanäle im Gemeindegebiet dann bereits in der Marktratssitzung im Dezember 2019.
Hier die Ergebnisse: Das Kanalnetz ist in einem katastrophalen Zustand! Der Fremdwasseranteil (Grundwasser, das in das Leitungsnetz eindringt) ist in den vergangen zehn Jahren um ca. 40% gestiegen. Dadurch entstanden dem Markt – und damit den Gebührenzahlern – Mehrkosten für Klärwerksabgaben von über 100.0000 €/Jahr. Diese müssen über eine entsprechende Erhöhung der Kanalgebühren refinanziert werden, was rechnerisch jeden Haushalt mit über 50 € im Jahr unnötig belastet. Viele Kanäle, die vor 15 Jahren mit überschaubarem Aufwand hätten repariert werden können, sind nun so desolat, dass sie in offener Bauweise neu gebaut werden müssen. Auch die Baukosten im Tiefbau sind in den letzten Jahren sehr stark gestiegen! Wären diese Arbeiten rechtzeitig ausgeführt worden, hätte die Gemeinde auch hier entsprechend Steuergelder einsparen können
Die Gesamtkosten einer kompletten Kanalsanierung für Donaustauf können derzeit noch nicht endgültig beziffert werden. Hinter vorgehaltener Hand wird ein Betrag von 15 bis 20 Millionen Euro genannt. Die Millionen an unnötigen Mehrkosten, die durch die unterlassene Sanierung in der Amtszeit von Bürgermeister Sommer entstanden sind, werden zukünftig auf den Gebührenzahler abgewälzt. Es ist sicher davon auszugehen, dass die Kanalgebühren kräftig angehoben werden müssen. Da dies aber aufgrund der langen Abschreibungsdauer der Kanäle (in der Regel 50 Jahre) zu einer starken Schulden- und Zinsbelastung für die Gemeinde führen würde, wird in der Gemeindeverwaltung laut über sogenannte „Verbesserungsbeiträge“ nachgedacht. Das heißt, dass jeder Hausbesitzer zusätzlich zu seinen Kanalgebühren einmalig (oder über mehrere Jahre) einen finanziellen Beitrag zur Kanalsanierung leisten muss. Über die Höhe besteht noch Unklarheit, mit 50 oder 100 € je Haushalt wird es aber voraussichtlich nicht getan sein. Übrigens: obwohl das Kanalnetz in Sulzbach aufgrund des niedrigeren Alters einen deutlich besseren Zustand aufweist, wird auch der Sulzbacher Bürger nach dem Solidarprinzip bei den Kanalgebühren mit zur Kasse gebeten! Die fahrlässigen Versäumnisse bezüglich des Donaustaufer Kanalnetzes müssen nun endlich beendet werden und die Kanäle möglichst zügig und kostengünstig saniert werden.